Sandmücken und Leishmaniose

Die Flug- und Stechaktivität von Sandmücken

 


 Die weiblichen Sandmücken fliegen auf ihrer Suche nach Blut relativ genau von einer Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang, sie sind also streng nachtaktiv. Eine Ausnahme stellen lediglich Höhlen dar. Sandmücken sind aufgrund ihrer kleinen Größe sehr windempfindlich, fliegen daher bei Wind nicht, und fehlen in direkter Küstenregion (also am Strand). Ab der zweiten oder dritten Häuserzeile vom Strand entfernt sind Sandmücken aber zu finden. Bei absoluter Windstille stellen Sandmücken ihre Flugkünste unter Beweis, und erreichen dann Fluggeschwindigkeiten von 70 bis 80 cm pro Sekunde. Pro Nacht können besonders die Weibchen Strecken von 1 bis 2 Kilometer Flugstrecke zurücklegen. Die Flughöhe beträgt selten mehr als zwei Meter, weshalb Sandmücken in (Ferien-) Wohnungen ab dem 2. Stockwerk nicht mehr zu erwarten sind. Sandmücken orientieren sich nachts optisch. Nochmals erwähnt - haben Sandmücken gemessen an ihrer Gesamtgröße, sehr große Augen. Sandmücken reagieren auf Licht im Wellenbereich gelb-orange. Diese Wellenlängen werden von herkömmlichen Glühbirnen erzeugt. Aus eigenen Erfahrungen im mediterranen Raum weis ich, daß sich Sandmücken in Glühbirnen-beleuchtete Schlafzimmer bis in acht Meter Höhe anlocken lassen. Dieses künstliche Anlocken läßt sich einfach vermeiden, indem herkömmliche Glühbirnen durch Energiesparlampen, Neonlampen oder Quarzlampen ausgetauscht werden.

 Im Gegensatz zu anderen Stechmücken fliegen Sandmücken ihr Opfer nur dann an, wenn dieses schläft. Der Grund hierfür ist, daß Sandmücken 2-5 Minuten zum Blutsaugen benötigen, darüberhinaus ist der Stich schmerzhaft. Fliegen Sandmücken einen schlafenden (erwachsenen) Hund an, so landen diese meist auf dem Hunderücken, und laufen dann gegen den Haarstrich Richtung Kopf, dann die Stirn und Schnauze herunter und stechen in den unbehaarten Nasenansatz, gelegentlich stechen die Mücken auch in die Augenlider. Bei Welpen und Junghunden erreichen diese Mücken auch die Bauchseite oder Genitalien - dieses Stechverhalten ist bei prophylaktischen Schutzmaßnahmen zu beachten.

 Es soll hier einmal darauf hingewiesen werden, daß die Flugaktivität von Sandmücken des Genus Phlebotomus nicht unterschätzt werden darf. In einschlägiger Literatur steht allzu häufig, daß Sandmücken schlechte Flieger seien - dies ist falsch. 1984 zeigten Killick-Kendrick et al. in den Cévennen in Süd-Frankreich, daß Phlebotomus ariasi 2,2 km innerhalb von 68,5 Stunden zurücklegte. Mit immensem apparativen Aufbau zeigten Killick-Kendrick et al. 1986 in der gleichen Region in Süd-Frankreich, daß Ph. ariasi in der Natur eine Fluggeschwindigkeit von 2,3 - 2,5 km/h erreichen kann. Auch Doha et al. untersuchten 1991 die Flugaktivität von Ph. papatasi und Ph. langeroni in Ägypten und fanden Sandmücken in bis zu 1,5 km Entfernung vom Ausgangspunkt wieder. Besonders die nicht mit Blut vollgesogenen Sandmückenweibchen zeigten eine starke Flugaktivität. Diese Autoren kommen darüber hinaus zu dem Schluß, daß Leishmaniosen allein durch die Flugaktivität der Sandmücken verbreitet werden könnten.

 Weiteres zum Thema Flugaktivität - siehe auch bei Ph. perfiliewi.

 

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