Sandmücken und Leishmaniose

Die Rundmail Nr. 7 - Leishmaniose in Deutschland, u.a.

 


 Rundschreiben Nr. 7 vom 12.02.2001 -Leishmaniose in Deutschland, Leishmaniose und Ehrlichiose auf Sizilien, Ehrlichiose, Impfversagen (Parvovirose, Staupe)

  

 I. Allgemeines

 II. News

  • Leishmaniose und Ehrlichiose auf Sizilien
  • Ehrlichiose
  • Impfversagen (Parvovirose, Staupe)

 III. Schlusswort

 IV. Literatur

  

 I. Allgemeines

 Erfreulicherweise sind die ‘Parasitology - Listbot‘- Mitglieder inzwischen auf 36 angewachsen. Dennoch geht diese Mail an über 100 weitere Personen, mit denen ich in der letzten Zeit -problembezogen- in Kontakt stand. Sollte jemand diese Mail als störend empfinden, so bitte ich um eine kurze Rückantwort, um diese Adresse dann zu löschen.

  

 II. News

 

 Vor vier Wochen erschien in der amerikanischen Zeitschrift 'Clinical and Infectious Diseases' der Artikel 'Visceral leishmaniasis in a german child who has never entered a known endemic area: Case report and review of the literature.' Es handelt sich um ein Kind welches in Aachen aufgewachsen ist, sich in einem Kurzurlaub in Füssen befand (Bogdan et al., 2001). Dies dürfte der erste beschriebene Fall einer in Deutschland erworbenen Leishmaniose beim Menschen sein.

  

  • Leishmaniose und Ehrlichiose auf Sizilien

 In aktuellen Meldungen über Leishmaniose und Ehrlichiose von Tierärzten auf Sizilien heisst es:

 " ... daß die Leishmaniose bei Hunden in den letzten Jahren verheerend zugenommen hat. Nach den uns in den letzten Jahren vorgestellten Hunden haben bereits 50-60% der Hunde mit Halter eine Infektion von Leishmaniose. Dies bezieht sich auf Hunde ab mittlerer Grösse. Ehrlichiose liegt bei 70%, davon 40% chronisch. ... "

 " ... wie telefonisch mit Ihnen besprochen, teile ich kurz mit wie die Leishmaniose hier in Sizilien (Catania und Provinz) wütet! Nach meinen Erkenntnissen liegt die Leishmaniose bei frei streunenden Hunden bei 90% wenn nicht mehr. ... "

 Eigener Kommentar: Auch bei Anwendung der vielversprechendsten prophylaktischen Massnahmen gegen Zecken und Sandmücken (Halsbänder etc.) scheint es kaum mehr ratsam einen Sommerurlaub auf Sizilien (mit Hund) zu verbringen bzw. zu riskieren, solange die Situation dort nicht weitreichend geklärt ist.

 

  •  Ehrlichiose

 In der Schweiz wurde in 1,4% der Zecke Ixodes ricinus (= der 'Holzbock') eine Infektion mit Ehrlichien festgestellt. Die infizierten Zecken wurden u.a. von der Waldmaus Apodemus sylvaticus heruntergesammelt (Liz et al., 2000). Eine Coinfektion mit Borrelia burgdorferi, einer der (drei) Erreger von Borreliose in Deutschland wurde ebenfalls festgestellt. Borrelien und Ehrlichien unterliegen offensichtlich keiner Temperaturbarriere, wie beispielsweise der Malariaerreger (die Malariamücke ist in Deutschland wieder massig vorhanden, überträgt aber derzeit keine Malaria). Borrelien und Ehrlichien sind auch in Schweden nachgewiesen, und werden dort auf Hunde übertragen (Egenvall et al., 2000). Das deutsche Rheintal ist berüchtigt für seine hohen Zeckenpopulationen. Z.Tl. wird eine Zeckendichte von 100 Zecken/m2 erreicht. Es ist daher anzunehmen, dass sich die Ehrlichiose ähnlich schnell in Deutschland verbreiten wird, wie die Borreliose. Ehrlichiose beim Menschen ist in Süddeutschland bereits nachgewiesen (Fingerle et al., 1999).

 

  •  Impfversagen (Parvovirose, Staupe)

 Ein heikles Thema, welches ich dennoch hier 'im kleinen Kreis' anschneiden möchte - vielleicht kommt ja Resonanz. In Andalusien fallen vermehrt Impfstoffe gegen Parvovirose aus. Es betrifft nach Aussage lokaler Tierärzte alle Impfstoffe, im speziellen den Kombi-Impfstoff Vanguard 7 von Pfitzer. Eine Veröffentlichung, die vielleicht der Klärung auf der Spur ist:

 " In der Schweiz, Österreich und Deutschland wurden kürzlich zwei neue CPV (Canine Parvovirus) -Antigen Typen (CPV-2a und CPV-2b) isoliert. Es wird die Notwendigkeit diskutiert die Lebendimpfstoffe für Hunde entsprechend zu modifizieren (Truyen et al., 2000)". Wenn das Parvovirus in unseren Breiten bereits starken Veränderungen unterliegt, sodass eine Anpassung von Lebendimpfstoffen gefordert wird, so dürfte dieses für die wärmeren Regionen Europas eh gelten, da Viren dort i.allg. schnelleren Veränderungen unterliegen als in den (unseren) gemässigten Breiten.

 Eine Parallele auf Sizilien, dort betrifft es jedoch die Staupevirus-Impfung:

 " ... Impfprobleme 1998-99 Winter/Frühjahr: Seit 1995 haben wir Impfstoffe der Firma Merial (Parvodog/Caniffa) verwendet. Zur oben genannten Zeit traten Hunde mit Hundestaupe in sehr hoher Prozentzahl auf. Nach Angaben der anderen Kollegen haben auch Sie dieses Problem ...

 Wir haben die Impfungen sofort umgestellt und benutzen Fort Dodge Puppybooster und Duramune DA2LP+PV. Sehr gute Erfahrungen bis jetzt. ... "

 Einen Literaturnachweis über die Veränderung (Mutation) des Staupevirus habe ich bislang noch nicht gefunden. Die Recherche läuft jedoch.

 

 III. Schlusswort

 Das Schlusswort derzeit einmal 'ohne Worte', denn die Ereignisse im Mediterranen Raum - und nun klar auch darüber hinaus - sprechen für sich.

 Meine Leishmaniose-Seiten sind nun auch unter http://leishmaniose.de und http://phlebotomus.com zu erreichen.

 

 IV. Literatur

Bogdan, C., Schönian, G., Banuls, A.-L., Hide, M., Pratlong, F., Lorenz, E., Röllinghoff, M. & Mertens, R. (2001) Visceral leishmaniasis in a german child who had never entered a known endemic area: Case report and review of the literature. Clinical and Infectious Diseases, 32(2), 302-306.

Liz, J.S., Anderes, L., Sumner, J.W., Massung, R.F., Gern, L., Rutti, B., Brossard, M. (2000) PCR detection of granulocytic ehrlichiae in Ixodes ricinus ticks and wild small mammals in western Switzerland. Journal of Clinical Microbiology, 38(3), 1002-1007.

Egenvall, A., Bonnett, B.N., Gunnarsson, A.; Hedhammar, A., Shoukri, M., Bornstein, S., Artursson, K. (2000) Sero-prevalence of granulocyticEhrlichia spp. and Borrelia burgdorferi sensu lato in Swedish dogs 1991-94. Scandinavian Journal of Infectious Diseases, 32(1), 19-25.

Fingerle, V., Goodman, J.L., Johnson, R.C., Kurtti, T.J., Munderloh, U.G., Wilske, B. (1999) Epidemiological aspects of human granulocytic Ehrlichiosis in southern Germany. Wiener Klinische Wochenschrift 111(22/23), 1000-1004.

Truyen, U., Steinel, A., Bruckner, L., Lutz, H., Möstl, K. (2000) Distribution of antigen types of canine parvovirus in Switzerland, Austria and Germany. Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 142(3), 115-119.

     

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