Sandmücken und Leishmaniose

Die Rundmail Nr. 8 - Sandmücken in Deutschland, u.a.

 


 Rundschreiben Nr. 8 vom 23.12.2001 - Sandmücken in Deutschland, Leishmaniose in Augsburg, Vereinsaufbau, u.a.

 

 I. Allgemeines

 II. News

  • Leishmaniose in Augsburg
  • Differentialdiagnose Leishmaniose ./. Ehrlichiose ./. Babesiose ./. Filarien
  • Scalibor erhältlich

 III. Schlusswort 

  • Vereinsaufbau

 IV. Literatur

  

 I. Allgemeines

 Der ‘Parasitology Listbot-Service‘ existiert seit August 2001 nicht mehr in seiner alten, kostenfreien Form. Die Betreiber haben sich entschlossen, diesen Service nun massiv kostenpflichtig anzubieten. Die e-mail Adressen der bis dato eingeschriebenen Interessenten an diesen Rundmails habe ich in eine eigene Liste aufgenommen, und denke daher, dass ich auf den nun kostenpflichtigen ‘Listbot-Service‘ nicht angewiesen bin.

 Weiterhin geht diese mail auch an mehr als 300 weitere Personen, die mich in der letzten Zeit Leishmaniose-bezogen kontaktiert haben. Gerade in den letzten Wochen hat sich viel getan, was die Leishmaniose- und die Sandmückenverbreitung in Deutschland angeht.

 Seit Mai diesen Jahres (2001) gibt es das kostenfreie Leishmaniose-Diskussionsforum im Internet. Dort wird Aktuelles um das Rahmenthema ‘Leishmaniose‘ diskutiert. Zugang zu diesem Forum finden Sie unter http://de.groups.yahoo.com/group/Leishmaniose oder auf der Einstiegsseite meiner Homepage. Und für Chat-Begeisterte gibt es den Leishmaniose-Chat: unter http://leishmaniose.mainchat.de oder ebenfalls auf meiner Homepage.

 II. News

 Sandmückenprojekt in Deutschland

 In diesem Jahr (2001) war es endlich möglich einen ersten Schritt in die Richtung zu wagen, wie weit Sandmücken in Deutschland verbreitet sind. Die ersten Untersuchungen fanden in Baden-Württemberg statt.

 Der 'historische Hintergrund':

 Bereits 1923 wurde auf der englischen Kanalinsel Jersey eine Sandmücke, Phlebotomus perniciosus, gefangen (Marett 1923). 1950 wurde die Sandmücke Phlebotomus mascittii in Straßburg, unweit der deutschen Grenze nachgewiesen. Callot (1950) sammelte eine weibliche Sandmücke (P. mascittii) -blutsaugend- von einem Kind herunter (pers. Mitt. Rioux 1999). Diese beiden Veröffentlichungen sind lange in Vergessenheit geraten, denn häufig ist in der Literatur zu lesen, dass sich Sandmücken aufgrund klimatischer Bedingungen nördlich der Alpen nicht aufhalten könnten. Tatsächlich ist es die 10°C - Isotherme, die Sandmücken nicht überschreiten. In Deutschland liegt diese Isotherme derzeit etwa bei Köln. Auch Rioux & Golvan (1969) bemerken, dass P. mascittii aufgrund klimatischer Bedingungen zweifellos auch in Deutschland, Belgien und Luxemburg vorkommen müsse. Dieser und der Veröffentlichung folgend, dass es in Straßburg Sandmücken gibt, wurden im Sommer 1999 in Baden-Württemberg erstmals nach Sandmücken gesucht, und diese auch gefunden (Naucke & Pesson 2000).

 Die Ergebnisse (2001):

 In Deutschland ist die Sandmücke Phlebotomus mascittii aktiv und in Baden-Württemberg weit verbreitet. Es konnten weitere 117 Sandmücken an 15 verschiedenen Stellen in 11 Ortschaften gefangen werden:

 Bremgarten, Feuerbach, Ihringen, Istein, Kappel-Grafenhausen, Neuenburg, Riedlingen, Sasbach, Schlatt, Tunsel und Waltershofen.

 Fast alle Standorte, an denen P. mascittii in Deutschland gefangen wurde, liegen im innerstädtischen bzw. innerdörflichen Bereich. An allen Standorten ist P. mascittii in Vergesellschaftung mit dem Menschen angetroffen worden. Das häufigste Biotop waren ‘alte Scheunen‘, die z.T. anderweitig genutzt wurden (Atelier). Die erste Sandmücke der Saison wurde am 20.06.2001 in Neuenburg gefangen, die letzte Sandmücke am 28.08.2001 in Istein. Temperaturmessungen ergaben, dass P. mascittii in Deutschland unter 13°C nicht aktiv, und ab 14,5°C flugaktiv ist. Die derzeitige (und völlig vorläufige) Verbreitungsgrenze von Sandmücken in Deutschland ist Kappel-Grafenhausen (N 48°17'30.2" E 07°44'34.4") im Norden und Feuerbach (N 47°44'13.5" E 07°38'29.8", Westgrenze des Schwarzwaldes) im Osten.

 

  Auch der Erstnachweis von Sandmücken in Belgien ist gelungen. Bis zur Veröffentlichung bleiben Ort, Art und Zeit 'geheim'.

 

  •  Leishmaniose in Augsburg

 Wieder kam es in Oberbayern zu einem Leishmaniosefall. Dieses Mal handelt es sich um ein Pferd aus Gablingen (ca. 20 km nord-westlich von Augsburg). Der Fall wurde recherchiert. Näheres zu diesem Fall demnächst hier - nach Veröffentlichung. Neben dem Rheintal bis zum Schwarzwald in Baden-Württemberg existiert in Deutschland eine zweite Region, in der mit dem sporadischen Auftreten von Leishmaniose gerechnet werden muss. Dieser erneute Fall ist nicht weiter erstaunlich, denn in gleicher Region kam es in der Vergangenheit ebenfalls zu Leishmania-Infektionen, so in Füssen bei einem Kleinkind (Bogdan et al., 2001) und in der Region Landberg/Lech bei einem Hund (Gothe 1991). Die Dunkelziffer ist mangels Information sicher höher.

 

  •  Differentialdiagnose Leishmaniose ./. Ehrlichiose ./. Babesiose ./. Filarien

 Die diagnostischen Schwierigkeiten einer Leishmaniose beim Hund nehmen in Deutschland weiter zu. Bisher war es eher so, dass positive Leishmaniose-Hunde einen (falsch) negativen Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT) aufwiesen. In der letzten Zeit kam es vermehrt vor, daß bei Hunden ein erhöhter -oder gar hoher- LAT festgestellt wurde, sich aber letztendlich herausstellte, dass keine Leishmaniose vorlag. Ein Grund für derartige Fehldiagnostik liegt vermutlich in einer Infektion mit Ehrlichien, Babesien und/oder Filarien, evtl. auch weiteren Parasitosen.

 Grundsätzlich sollte bei Hunden, die einen leicht positiven LAT aufweisen, dieser nochmals vor Therapiebeginn bei verschiedenen Diagnostiklaboratorien überprüft werden. Besonders gilt dies für Hunde, die keine klinischen (äusseren) Leishmaniose-Symptome aufweisen.

 Aus gegebenem Anlass gehen wir hier (in Bonn) bei unklaren Fällen folgendermassen vor:

 - Der LAK wird erneut und doppelt bestimmt. Eine Probe (Blutserum) geht an ein Veterinärmed. Diagnostiklabor, die andere in die Humanmedizin.

 - Ist eine der beiden (LAK) Proben positiv, wird das Knochenmark (alternativ Lymphknoten) punktiert. Auch hier wird mit zwei Proben, somit doppelt diagnostiziert. Von der einen Hälfte werden mikroskopische Direktpräparate angefertigt, die andere Hälfte wird benutzt, um ggf. Leishmanien auf einem Spezialmedium anzuzüchten.

 - Sind Leishmanien auf dem Spezialmedium zu erkennen, so wird diese Kultur in ein universitäres Speziallabor nach Berlin (alternativ Montpellier oder Rom) versendet. Dort wird dann versucht, den Leishmania-Stamm zu identifizieren. Ist dies gelungen, so lässt sich eine Leishmaniose-Therapie auf genau diesen speziellen 'Fall' zuschneidern.

 

  •  Scalibor erhältlich

 Das Hundehalsband Scalibor ist seit Ende April 2001 auch auf dem deutschen Markt erhältlich. Sollten Sie Hundehalter in Baden-Württemberg oder Oberbayern (München - Augsburg - Füssen) sein, so erscheint es derzeit sinnvoll, in den Sommermonaten Ihrem Hund Scalibor als Parasitenschutz anzulegen, denn dieses Halsband schützt Ihren Hund neben Zecken- und Flohstichen auch gegen Sandmücken.

  

 III. Schlusswort

 

  •  Vereinsaufbau

 Am 06.01.2002 findet um 11.30 Uhr in 61118 Bad Vilbel, Frankfurter Strasse 141 im China-Restaurant-Peking die Gründungsversammlung für den Verein mit dem vorläufigen Titel ‘Verein der edb-labs‘ statt. Der Verein beschäftigt sich u.a. mit der Diagnostik und Therapie von mediterranen Erkrankungen, so Leishmaniose. Bei allgemeinem Interesse, evtl. gesteigertem Interesse, dass Sie bereits bei der Gründungsveranstaltung anwesend sein wollen, melden Sie sich bitte umgehend bei Frau Claudia Schwarz (e-mail: claudiaschwarz@12move.de).

  

 IV. Literatur

Bogdan, C., Schönian, G., Banuls, A.-L., Hide, M., Pratlong, F., Lorenz, E., Röllinghoff, M. & Mertens, R. (2001) Visceral leishmaniasis in a german child who had never entered a known endemic area: Case report and review of the literature. Clinical and Infectious Diseases, 32(2), 302-306.

Callot, J. (1950) Présence de Phlebotomus larroussei en Alsace. Annales de Parasitologie Humaine et Comparée, 25(1-2), 112.

Gothe, R. (1991) Leishmaniosen des Hundes in Deutschland: Erregerfauna und - biologie, Epidemiologie, Klinik, Pathogenese, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Kleintierpraxis, 36(2), 69-84.

Marett, P.C. (1923) A note on the capture of a Phlebotomus perniciosus male in Jersey, C.I. Transactions of the Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene, 17, 267.

Naucke, T.J. & Pesson, B. (2000) Presence of Phlebotomus (Transphlebotomus) mascittii Grassi, 1908 (Diptera, Psychodidae) in Germany. Parasitology Research, 86(4), 335-336.

Rioux, J.A. & Golvan, Y.J. (1969) Epidémiologie des Leishmanioses dans le sud de la France. Monographie de l'INSERM, Vol. 37, pp. 1-223.

  

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