Sandmücken und Leishmaniose

Warum rumstreunende Hunde nicht eingesammeln und getötet werden sollten

 


 Als im 2.Weltkrieg die deutschen Truppen durch Italien zogen, postierten sie nachts um ihre Camps Schweine, Kühe und Schafe, damals als Schutzschild für den Menschen gegen die Malaria-übertragenden Anopheles-Mücken.

 Allein im Mediterranen Raum gibt es 19 verschiedene Sandmückenarten. Jede einzelne Art hat ihre besonderen Vorlieben für das eine oder andere 'Opfer'. So bevorzugt Phlebotomus perfiliewi in Nord-Griechenland und in Italien Schafe als 'Blutspender', inSpanien und Frankreich bevorzugen Ph. perniciosus und Ph. ariasi den Hund. Fällt jedoch das bevorzugte 'Opfer' aus irgendwelchen Gründen aus (z.B. es werden rumstreunende Hunde weggefangen, oder das Halten kleinerer Schafherden wird unrentabel, und diese werden abgeschafft), so müssen sich die Sandmücken zwangsläufig nach einem neuen 'Opfer' umschauen - und dies ist dann der Mensch.

 Die die im gesamten Mittelmeerraum hohe Durchseuchungsrate von wilden Hunden mit Leishmanien weist uns Menschen auf das ernstzunehmende Risiko einer Leishmaniose-Infektion durch einen infektiösen Sandmückenstich hin. Es wurden folgende (maximale) Durchseuchungsraten bei wilden Hunden festgestellt:

Ägypten: 7 %

Algerien: 37.5 %

Frankreich: 41 %

Griechenland: 40 %

Israel: 14.6 %

Italien: 24.8 %

Malta: 17 %

Marokko: 23 %

Portugal: 37.8 %

Spanien: 30.4 %

Tunesien: 6.2 %

Türkei: 40 %

Zypern: 15.1 %

 Diese stellenweise sehr hohen Durchseuchungsraten unter den wilden Hunden lassen die Frage aufkommen, inwieweit es sinnvoll ist einen Mediterranen wilden Hund nach Deutschland zu importieren. Viele der infizierten Hunde zeigen keine, oder kaum Symptome einer Leishmaniose. Ein Klima- und Ortswechsel, sowie eine Nahrungsumstellung bedeuten Stress für einen wilden Hund. Besonderen Stressfaktoren ist ein Hund ausgeliefert, wenn er aus seiner gewohnten Umgebung weggefangen wird (z.B. Hundefänger), und dann in ein Tierheim kommt. Unter Stress leidet der Immunstatus des Hundes besonders, und ein schwaches Immunsystem erleichtert den Leishmanien sich im Körper zu vermehren, wodurch es dann zum Ausbruch der Krankheit kommt. 1997 wurde veröffentlicht, dass in Deutschland 236 Fälle Caniner Leishmaniose innerhalb von 36 Monaten registriert wurde, die von behandelnden Tierärzten freiwillig gemeldet wurden. Derzeit (Winter 1999/2000) melden sich über diese Homepage pro Woche etwa fünf Besitzer, bei deren Hund Leishmaniose diagnostiziert wurde. Es handelt sich um Reise-begleitende Hunde, um Hunde, die von einem Mittelmeerurlaub mitgebracht wurden, sowie um Hunde, die über innländische und ausländische Tierheime vermittelt wurden, die jedoch immer mediterranen Ursprungs waren. Bedenken Sie, was es bedeutet, beispielsweise einen neuen Familienhund über Monate mit unklarem Ausgang therapieren zu müssen. Auch die Therapiekosten können astronomisch hoch sein. Und sollten Sie darüber hinaus auch noch in Süd-Deutschland wohnen, so müssen Sie sicher stellen, dass ein Leishmaniose-infizierter oder in Leishmaniose-Therapie befindlicher Hund im Juli und August keinesfalls mit Sandmücken in Kontakt kommt. Dies gilt besonders für den Kaiserstuhl und das Rheintal Baden-Württemberg's von Breisach bis Istein.

 

Diese Thematik wurde von mir am Mittwoch, den 28. April und 26. Mai 1999 jeweils ab 22.05 Uhr in der Sendung 'Abenteuer des Alltags' auf BR 2 (Bayerischer Rundfunk 2) behandelt.

 Auszug (vom 26. Mai 1999):

 'Nord-Griechenland verändert sich, überhaupt der Mittelmeerraum. Überall werden dörfliche Landwirtschaften aufgegeben und die Grundstücke an Städter verkauft, die dort Wochenend- oder Ferienwohnungen bauen. Wo es früher Viehzucht gab, gibt es jetzt nur noch Menschen und Hunde - und eben Mücken. Nur finden sie oft kein Vieh mehr, um Blut zu saugen. Also bleiben den Mücken nur noch Mensch und Hund, das wäre nicht schlimm, würden nicht die Mücken eine unangenehme Krankheit, die Leishmaniose, übertragen. Und die nimmt in genau jenen Gegenden zu, wo kleine landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben werden, Schafzucht vor allem. Die Nutztiere waren bisher eine Art vierbeiniger und blökender Schutzschild, der jetzt entfällt.

 Bis zum heutigen Zeitpunkt hat man eine Sandmücke in Deutschland noch nicht gefunden (... falsch !!!). Aber ich habe mir für dieses oder nächstes Jahr zum Ziel gesetzt, in der Burgunder Pforte in Süd-Deutschland, wo ja nach Deutschland der Frühling einzieht, einmal intensiver nach Sandmücken zu suchen (... und auch gefunden - zwar nicht genau da, aber in Baden-Württemberg im Rheintal zwischen Breisach und Istein).'

 

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