Sandmücken und Leishmaniose

Die Rundmail Nr. 5 - Sandmücken News

 


 Rundschreiben Nr. 5 vom 04.11.2000 - Sandmücken News

  

 I. Allgemeines & Einleitung

 II. Sandmücken News

 III. Schlusswort

  

 I. Allgemeines & Einleitung

 Allgemeines

 Die einzelnen ‘Parasitology - Listbot‘- Mitglieder sind nun nicht mehr auf meiner Homepage gelistet. Die eingeschriebenen Mitglieder können die e-mail Adressen der anderen Mitglieder über unsere Homepage http://parasites.listbot.com und dann unter ‘View List Members‘ unter dann folgender Eingabe ihres persönlichen Passwortes einsehen. Hier können Sie die vergangenen Rundmails aufrufen.

 Einleitung

 In Europa hat sich dieses Jahr (2000) einiges in Sachen Sandmücken getan. So wurde eine weitere Sandmücke in Deutschland entdeckt, eine völlig neue Sandmückenart wurde auf Zypern beschrieben, und eine weit über den Mittelmeerraum verbreitete Sandmückenart wurde als Überträger viszeraler Leishmaniose identifiziert.

  

 II. Sandmücken News

  

 Im vorigen Jahr (1999) wurden die ersten vier Sandmücken in Deutschland nachgewiesen. In diesem Jahr (2000) kam eine weitere Sandmücke, Nr. 5 also hinzu. Diese Sandmücke, wieder ein Weibchen von Phlebotomus mascittii wurde mitten in der Stadt Neuenburg in der Nacht vom 26. auf den 27.August 2000 gefangen. Die genauen Koordinaten sind:

 N 47° 48' 31,8" / O 07° 33' 45,4", 217 Meter ü. NN.

 Nun, warum trete ich dieses hier so breit, wegen einer Mücke?! Diese Sandmücke war dotiert mit einer ‘Kopfprämie‘ von 250 US$ (bei dem derzeitigen Umrechnungskurs etwa 640 DM). Legt man nun das Gewicht einer Sandmücke zugrunde, so war diese Sandmücke vermutlich das bisher teuerste gehandelte Objekt - Diamanten, Gold oder spaltbares Plutonium sind deutlich günstiger.

 Dieses Neuenburger Sandmückenweibchen befindet sich derzeit im Natural History Museum in London. Dort sollen molekularbiologische Methoden zum Zuge kommen, um nachzuweisen, daß die Erbinformationen dieser Sandmücke gleich derjenigen der gleichen Art in Frankreich ist. Wenn dem so wäre, so wäre dies der Beweis, daß diese Sandmücke auch in Deutschland Leishmaniose übertragen kann.

  

 Eine neue Sandmückenart, Phlebotomus economidesi, wurde in Europa (auf Zypern) beschrieben. In einer kleinen Höhle auf ca. 700 Metern über dem Meeresspiegel in der Troodos Region wurden im September 1999 einige Exemplare dieser neuen Art gefangen. Über das Verhalten dieser Sandmückenart, ob diese gar im Stande wäre Leishmanien zu übertragen, ist derzeit nichts bekannt.

  

 Während der gleichen Untersuchungen auf Zypern, bei denen auch die Sandmücke Ph. economidesi erstmals entdeckt wurde, wurden 2 Exemplare der Sandmückenart Ph. jacusieli gefangen - diese Sandmückenart war bislang nicht für Europa bekannt. Auch über das Verhalten dieser Sandmückenart ist praktisch nichts bekannt.

  

 In der Nacht vom 10. auf den 11.September 1999 wurde in dem Dorf Armenochori auf Zypern ein Phlebotomus tobbi -Weibchen gefangen, bei dem es sich später herausstellte, daß dieses sich natürlicherweise mit Leishmanien, und zwar dem Leishmania infantum Zymodem MON-1 infiziert hatte. MON-1 ist in Griechenland für die menschliche viszerale Leishmaniose, sowie die Hundeleishmaniose zuständig. Die Sandmückenart Ph. tobbi gilt nicht als anthropophil (nicht am Menschen Blut saugend). In dem Dorf Armenochori, indem auch die infizierte Sandmücke gefangen wurde, wurde 1996 ein Fall, 1998 zwei Fälle und 1999 drei Fälle von Leishmaniose beim Hund bekannt. Die ‘Dunkelziffer‘ streunender Hunde liegt zweifelsfrei deutlich höher. Da auf Zypern nur sehr wenig Fälle von viszeraler Leishmaniose beim Menschen bekannt werden, relativ viele Fälle bei Hunden jedoch bekannt sind, so scheint der Haushund, oder der verwilderte Haushund als ‘Schutzbarriere‘ für den Menschen zu fungieren. Ph. tobbi ist neben Zypern in Europa in Griechenland, gesamt Ex-Jugoslawien, (Albanien) und in Italien auf Sizilien verbreitet.

  

 III. Schlusswort

  

 Besondere ‘Probleme‘ bereitet derzeit die in Deutschland nachgewiesene Sandmücke Ph. mascittii dadurch, daß diese in Baden-Württemberg sowohl innerstädtisch, als auch forestisch (im Wald) vorkommt. 1950 sammelte Callot ein Exemplar in Strassbourg blutsaugend vom Gesicht eines Kindes ab - ein klarer Hinweis also, daß Ph. mascittii auch am Menschen Blut saugt. Grundsätzlich wird diese Sandmückenart in Europa in sehr geringer Dichte gefangen. Hin und wieder wird behauptet, daß diese Sandmückenart lichtscheu ist. Auf diesen Umstand deutet die Tatsache, daß diese Sandmückenart auch innerstädtisch vorkommt, und sich offensichtlich nicht durch Strassen- oder sonstige Beleuchtung stören bzw. anlocken lässt. Meine Fänge bislang waren vermutlich reine ‘Zufallsfänge‘. Es stellt sich also die Frage, wie man eine vermutlich lichtscheue Sandmücke fängt.

 Ähnliches ist mitten aus der Stadt Rom bekannt. Die Sandmückenart Ph. papatasi ist von Indien bis Spanien verbreitet, kommt also auch inItalien, aber selten innerstädtisch vor. Grund ist (vermutlich) die starke Beleuchtung in Städten, auf die diese Mücke reagieren würde. Eine Ausnahme bildet  Ph. papatasi in der Innenstadt von Rom. Dort entwickelte diese Sandmückenart die Überlebensstrategie, daß diese dort lichtscheu ist.

  

 Soweit für heute,

 Torsten

    

 Zurück zur Homepage.